Vergangenen Samstag stand mit dem “Rheinauer Volkslauf” endlich wieder ein Wettkampf auf dem Programm. Bereits vor zwei Jahren konnte ich hier eine neue Bestzeit auf 10 Kilometer laufen. Das hatte ich auch dieses Mal vor, doch am Vortag fühlten sich meine Beine plötzlich total kraftlos an. Skepsis kam auf. Mein 7-jähriger Sohn wollte beim Kinderlauf an den Start gehen. Wir waren beide sehr gespannt.
Kinderlauf
Nachdem es Anfang Juni mit dem “Kids-Run” leider nicht geklappt hat, bot sich nun ein etwas kürzerer Lauf bei uns um die Ecke in Rheinau an. Eine Stadionrunde, also 400 Meter, sind zu absolvieren. Ich habe mit meinem Junior hierfür nicht trainiert und so war ich unsicher, ob er sich die Distanz tempomäßig richtig einteilen wird. Er meinte zu mir, er würde es nicht zu schnell angehen und wollte somit meinen Ratschlag zum Kids-Run (2,1km) beherzigen. Doch 400 Meter sind schnell vorbei und so sagte ich ihm, er kann ruhig schneller beginnen und soll nach der letzten Kurve dann nochmal alles geben.
Der Startschuss fiel und Leon legte bei leichtem Regen los wie die Feuerwehr. Ich dachte sofort “oh nein”, doch er blieb dem Führenden direkt an den Fersen und hielt das Tempo. Während des Laufs schaute er öfter mal nach hinten, um seine Position zu sichern. Nach der letzten Kurve war er immer noch an zweiter Position, ganz knapp hinter dem Führenden. Eigentlich wollte ich vom Zieleinlauf Bilder machen, doch ich war so dermaßen mit Anfeuern beschäfftigt, dass das unmöglich war.
Ich sah ihm an, dass er alles gab und war stolz ohne Ende, als er nach 1:35 (entspricht 3:58/km) und nur einer Sekunde Rückstand als Zweiter ins Ziel kam. Bei der Siegerehrung stand er dennoch ganz oben, da er seine Altersklasse gewonnen hatte. Mit 7 Jahren hat er bereits etwas erreicht, was ich wohl niemals mehr erreichen werde. Es war zwar nur ein kleiner Lauf, aber dennoch ein tolles Gefühl, wenn der eigene Sohnemann ganz oben auf dem Siegerpodest steht. :D
Hauptlauf
Mein Junior hat also sehr gut vorgelegt und nun war ich an der Reihe. Ursprünglich wollte ich in Shorts laufen, doch aufgrund meiner Oberschenkelprobleme bevorzugte ich die Kompressions-Tights von CEP, welche die Muskulatur (unter)stützen sollte. Dazu auch noch die Kompressionsstrümpfe, können ja nicht schaden. Da die Strecke nicht vollständig asphaltiert ist, sondern auch befestigte Abschnitte mit kleinen Steinchen beinhaltet, habe ich mich für den Schuh “Mizuno Wave Elixir 7” entschieden, mit dem ich bereits beim letzten “Frankfurter Silvesterlauf” mit 44:16 eine neue (und noch aktuelle) Bestzeit gelaufen bin. Dieser ist von der Sohle her nicht ganz so empfindlich und bietet bzgl. Dämpfung bei Schotterwegen noch ausreichend Komfort. Nun lag es an mir.
Da bei diesem Lauf kein Zeitmessungs-Chip zum Einsatz kommt, war es wichtig, dass ich mir am Start eine gute Ausgangsposition verschaffe und mich nicht zu weit hinten einordne. Nicht ganz einfach, sich in Bezug auf die anderen Läufer richtig einzuschätzen. Aber inzwischen gelingt mir dies ganz gut. Der Start war für 17 Uhr angesetzt. Die Bedingungen sind gut. Bewölkter Himmel, trockene Strecke und nicht zu warme Temperaturen. Vielleicht ein klein wenig schwül, aber für diese Jahreszeit will ich mich nicht beschweren. Das Wetter spielt schon mal mit.
Der Startschuss fällt und es vergehen 4-5 Sekunden, bis ich über die Startlinie komme. Selbstverständlich gehe ich es zu schnell an und meine ursprüngliche Renntaktik (die ersten drei Kilometer im 4:25er Schnitt) ist bereits vergessen. Ich lasse mich von der Masse ziehen und laufe den ersten Kilometer in 4:17. Wenn ich die verlorenen Sekunden beim Start hinzurechne, bin ich jedoch wieder im Plan. Doch Kilometer 2 und 3 absolviere ich nur geringfügig langsamer. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Tempo dauerhaft halten kann, entschließe mich aber dennoch, erst einmal nichts zu ändern.
Ich versuche ständig ein zwei Läufer zu finden, die eine ähnliche Zielzeit planen. Dies ist jedoch schwieriger, als gedacht bzw. als ich es bei anderen Läufen erlebte. Einer nach dem anderen wird plötzlich langsamer und ich muss schnell reagieren, um nicht diesem Trott zu verfallen und unbemerkt Zeit zu verlieren. So kann ich auch Kilometer 4 und 5 das Tempo halten und passiere die Hälfte der Strecke nach 21:43. Bestzeitkurs!
Doch ich merke, die zweite Hälfte wird hart werden. Noch immer bin ich skeptisch, ob ich das hohe Tempo halten kann und ob mein Oberschenkel mitspielt. Kilometer 6 und 7 ziehe ich so weiter durch. Allerdings stelle ich so langsam fest, dass direkt hinter mir niemand ist. Keiner ist meinem Tempo gefolgt. Es war also die richtige Entscheidung, alleine das Tempo zu halten und vorbeizuziehen.
Doch vor mir sieht es nicht viel besser aus. Eine zu große Lücke zu der nächsten kleinen Gruppe. Und so werden Kilometer 8 und 9 richtig hart und ich verliere hier bis zu zehn Sekunden. Erst zu Beginn des letzten Kilometers habe ich wieder Läufer in Schlagweite und ich kann das Tempo nochmal erhöhen. Doch zu früh möchte ich den Zielsprint nicht beginnen, denn ich merke, dass ich bereits einige Körner habe liegenlassen.
Ich schaue auf die Uhr und rechne kurz nach. Nein, eine Sub43 wird es wohl knapp nicht mehr. Dafür jedoch eine neue Bestzeit und zudem deutlich unter 44 Minuten. Auf der Zielgeraden gebe ich nochmal alles und laufe mit einem wohligen Gefühl dem Zielkanal entgegen. Nach 43:10 stoppe ich die Uhr und bin überglücklich. Meine alte PB um über eine Minute verbessert! Aber richtig verarbeiten kann ich es noch nicht.
Im Ziel musste ich erst einmal zu Atem kommen, denn ich war richtig platt. Dann ging ich auch schon zum Versorgungsstand und nahm einige Becher mit Iso-Getränk zu mir. So langsam normalisierte sich mein Zustand wieder. Nach und nach realisierte ich dann auch erst richtig, was für eine (für mich persönlich) super Zeit ich gelaufen bin.
Fazit
Die Teilnahme in Rheinau war für das “Team Brennr.de” ein voller Erfolg. Mein Junior legte mit dem AK-Sieg super vor und ich zog mit einer Verbesserung meiner alten PB nach. Ganze 66 Sekunden war ich schneller. Das ist schon einiges. Und dennoch bin ich mir sicher, dass da noch mehr drin ist. Eine kleine Gruppe mit ein paar ähnlich leistungsstarken Läufern auf den letzten drei Kilometern und ich wäre wohl schon in Rheinau unter 43 Minuten geblieben. Aber ich ärgere mich deswegen nicht, sondern betrachte es als neues Ziel für die kommenden 10er. Ich kann es kaum erwarten. :D
Gratuliere zur neuen Bestzeit euch beiden!
Du arbeitest dich langsam aber sicher an die 40er-Marke ran. Wer weis vielleicht knackst du die auch noch die nächsten Jahre…
Sport frei!
Thomas
@Thomas von Läufer-Blog.de: Dankeschön! :grin: Einmal unter 40min, das wäre schon ein Traum. Allerdings weiß ich auch, dass die Sprünge (Verbesserungen) immer kleiner werden. Zwar war ich dieses Mal 66s schneller (was echt viel ist), doch ich weiß, dass dies längst überfällig war. Letztes Jahr konzentrierte ich mich hauptsächlich auf Marathon und Halbmarathon. Dieses Jahr versuche ich mich auf den 10er zu konzentrieren. Mal sehen, was der Herbst noch so bringt. :cool:
Glückwunsch, das ist ja eine Super-Zeit, von der ich auch noch träume…! Und 66s sind wirklich eine Menge, solche Sprünge macht man nicht mehr so leicht nach mehrjährigem Laufen.
@Andreas: Danke! Ich hoffe, ich kann noch drei Mal so springen. ;-)
Glückwunsch auch von mir!
So eine Zeit würde ich auch gerne mal laufen! Diese ist aber eigentlich nur die logische Konsequenz des Trainings ;-)
Und schön, dass dein Sohn auch schon so begeistert dabei ist. Hoffentlich bleibt das so!
Grüße
Mathias
Wirklich tolle Leistung und sehr schöner Blog. Krass das du einen so geringen Maximalpuls hattest als du “Vollgas” gegangen bist.
Ich werde hier weiter lesen :-)
Grüße Claudius
@Mathias Bauer: Dankeschön! Sicher, ohne Fleiß, kein Preis. Bzgl. meines Sohnes würde ich mich freuen, dass er weiterhin Sport macht, egal was. Hauptsache, es macht ihm Spaß und er ist mit vollem Einsatz dabei.
@Claudius: Mein Maximalpuls ist mit 170/171 Schlägen auch geringer, als bei den meisten anderen Läufern. Aber das hat bzgl. der Leistung nichts zu sagen. Es gibt Hoch- und Niedrigpulser. Deswegen haben Faustformeln wie “220-Lebensalter” null Aussagekraft.
Ohhhh. Hatte davon mal was gelesen. Aber das das soweit runter geht hatte ich nicht gedacht. Dachte höchstens so 5-10 Schläge. Aber gut…darum lese ich ja hier “um ein bißchen Backround dazu zu lernen” :-). Wirklich sehr informativ hier.
Grüße