Vorgestern kam ich wie gewöhnlich, zumindest wenn die Bahn pünktlich ist, um 19 Uhr nach Hause. Nachdem die Kinder im Bett waren, wollte ich noch Laufen gehen. Es war dunkel, kalt und neblig. Für die Sinne nicht unbedingt ein Genuss. Daher nahm ich meinen MP3-Player mit und hörte mir eine neue Folge meines Lieblings-Podcasts “Mensch, Otto! – Mensch, Theile!” an. Dieses Mal war das Interview etwas anders als sonst.
Daniel ist 16 Jahre alt und seit seiner Geburt schwer krank. Er hat noch viele Wünsche: Mädchen küssen, Sportwagen fahren, so viel Schnitzel mit Pommes wie möglich essen. Der Schriftsteller Lars Amend beschließt, Daniel alle Wünsche zu erfüllen. Gemeinsam erleben sie einzigartige Abenteuer. Im Gespräch mit Thorsten Otto erzählen Lars Amend und Daniels Mutter Debbie Wyrich, wie die Wunschliste das Leben von Daniel aber auch ihr eigenes Leben verändert hat. “Daniel zeigt uns allen, dass jeder Moment zählt. Dass wir mehr Mut haben müssen. Dass wir unsere Träume nicht aufschieben sollten, sondern anpacken.” (Quelle: BR-online.de)
Vor dem Lauf hatte ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht, was genau ich mir da anhören werde. Nach einem stressigen Arbeitstag solch eine Thematik während eines Laufs bei Nebel und Dunkelheit.. Eine etwas “leichtere Kost” wäre vielleicht besser gewesen. Oder war es sogar der exakt richtige Zeitpunkt? Denn während ich so hörte, was der Junge alles durchmachen muss, relativierten sich meine Probleme doch recht schnell. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich meine aktuelle Situation mit der nervigen Pendelei plötzlich gut finde. Nein, aber mir wurde bewusst, wie lächerlich es doch ist, im Vergleich zu den Problemen des todkranken Jungen.
Daniel, der Junge, hat ein “halbes” Herz. Genauer gesagt, es ist verdammt schwach. Aber das ist nur ein Punkt auf seiner Krankheitsliste. Er ist an fünf Tagen die Woche im Kinderhospiz. Freunde hat er, außer denen im Hospiz, keine. Doch viele sind inzwischen bereits verstorben. Lars Amend ist Schriftsteller und in einer Sinnkrise. Als er von einer Bekannten, die im Kinderhospiz arbeitet, von Daniel hört, wollte er ihn unbedingt kennenlernen. Sie waren sofort auf einer Wellenlänge und sind inzwischen wie Brüder. Lars hatte eigentlich nicht die Absicht, ein Buch über Daniel zu schreiben. Doch Daniel möchte der Welt sagen, dass jeder Moment zählt und wir Mut haben sollen, ihn zu nutzen. Das Buch hat den Titel “Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen”. Es ist auch ein Abschiedsgeschenk an seine Mutter.
Während des Interviews erhält man kleine Einblicke, wie Daniel lebt, was er denkt und wie er fühlt. Aber auch, wie sich das Leben der Mutter und das von Lars verändert hat. Diese Folge hat mich sehr bewegt und ich war teilweise der einen oder anderen Träne nahe. Selten war ein Lauf so intensiv. Kalt, dunkel, neblig und dann noch diese Erzählungen aus dem Leben eines todkranken Jungen. Aber ich habe es nicht bereut. Daniel ist ein tapferer Junge. Ich wünsche ihm, dass er noch sehr viele schöne Momente zusammen mit seiner Mutter und mit Lars hat, sowie viel Mut zu träumen und zu leben. Und ich weiß es zu schätzen, gesund zu sein und laufen zu können. Das ist viel wert.
Link zur Podcast-Folge:
Lars Amend & Debbie Wyrich – Über den Mut, zu träumen! – 25.11.2013 BR-online.de
Klasse Artikel, der einem schon etwas Feuchtigkeit in die Augen treibt. Danke!
Danke für den Tipp mit dem Podcast. Ich höre zwar meistens Hörbücher, aber manchmal habe ich auch gerade alles durch und da kommt ein guter, schnell runtergeladener Podcast gerade recht. Und wenn es dann noch ein bewegendes Thema ist wird so ein Lauf etwas ganz besonderes
Toll vielen Dank für den Artikel und den Link.
Wir sind zu selten dafür dankbar, einfach laufen zu können. Danke für den Denkanstoß.