Letzten Herbst erhielt ich von Kalenji eine Einladung zu einem Treffen nach Nizza, mit anschließender Teilnahme am Prom’Classic, einem 10km-Lauf entlang der Strandpromenade. Es kamen Laufblogger aus Frankreich, Spanien, Italien, Belgien und England. Mit Marek (Running-Twins) und mir war somit auch Deutschland vertreten. Die Vorfreude war entsprechend groß, denn ich wusste noch von meinem letzten Urlaub, wie schön es an der Côte d’Azur sein kann. Ob das Wetter auch im Januar mitspielen würde?
Anreise
Los ging es am Samstagmorgen (9.1.) um kurz vor fünf. Aufstehen, nochmal meine Sachen auf Vollständigkeit überprüfen und dann ab zum S-Bahnhof. Die Bahn kam pünktlich, sowie auch später mein ICE, der mich zum Flughafen Frankfurt brachte. Ich weiß nur zu gut, dass das nicht selbstverständlich ist. Umso besser, dass ich dann am Flughafen noch etwas Zeit hatte, um eine Kleinigkeit zu essen. Mit dem Flieger ging es dann nach München, dort dann mit einer anderen Maschine weiter nach Nizza. Am Flughafen wartete ein Shuttle von Kalenji auf mich, das mich zum Hotel fuhr. Ein feiner Service. Anschließend Einchecken im Hotel. Alles ganz stressfrei.
Ich hatte nun noch drei Stunden Zeit bis zum Treffen. Ich nutzte die Zeit für einen kurzen Lauf an der Promenade. Das Wetter war nicht ganz so toll. Bewölkt und vereinzelt leichter Nieselregen. Egal, das Laufen am Meer ist immer schön und außerdem reicht es, wenn sich die Sonne am nächsten Tag zeigt.
Kalenji-Stand
Kurz vor Fünf trafen sich alle in der Hotel-Lobby. Wir gingen dann gemeinsam zum nahegelegenen Kalenji-Stand bei der Startnummerausgabe. Dort war die neue Kollektion zu sehen. Es war u.a. auch eine witzige Innovation dabei. Ein Laufshirt, das im Bauchbereich ein Einschubfach für die Startnummer hatte. Nadeln, die den Stoff durchlöchern, werden somit nicht mehr benötigt. Schön fand ich die Farben des neuen Kiprace, dem Wettkampfschuh von Kalenji. Der Schuh ist echt interessant, doch leider gibt es ihn nicht in meiner Größe. Farblich passend dazu gibt es ein Singlet in türkis/schwarz, sowie eine kurze Laufhose in grell-orange. Fällt echt auch und sieht super aus.
Präsentation Kalenji
Vom Kalenji-Stand ging es dann direkt zu einem kleinen Restaurant, wo sich Kalenji einleitend mit einem kleinen Filmchen präsentierte. Die Marke gibt es erst seit 10 Jahren und ist in Deutschland noch recht unbekannt. Die Produkte werden hauptsächlich über das Sporthaus Decathlon vertrieben, was immer mehr Filialen in Deutschland eröffnet. In Frankreich und Spanien ist die Marke dagegen sehr bekannt. Kalenji ist quasi die Hausmarke von Decathlon im Laufsportbereich. Deren Hausmarken sind meines Erachtens eigentlich alle ganz gut und haben ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. So kosten alle Kalenji-Laufschuhe unter 100 EUR.
Was die neuen Modelle 2016 betrifft, so gibt ein paar Änderungen. Auf das Modell Kiprun MD wurde verzichtet und spezielle Pronationsvarianten gibt es auch nicht mehr. Bzgl. des MD (was bisher für „Middle Distance“ stand) hat Kalenji festgestellt, dass dieser Schuhtyp nicht erforderlich ist, weil er sich mit den Modellen SD (Short Distance) und LD (Long Distance) überschneidet. Die Bezeichnung wird sich laut Kalenji übrigens auch noch irgendwann ändern.
Dass es keine gestützten Varianten mehr gibt, liegt daran, dass sie Schuhe generell etwas anders aufgebaut haben. So haben sie in einer Studie mit 400 Läufern festgestellt, dass die Verletzungen zurückgingen, wenn die Zwischensohle im Vorfußbereich zur Innenseite hin etwas härter gedämpft war. Auf eine klassische Stütze kann somit laut Kalenji verzichtet werden. In der Ferse kommt die eigene Dämpfungstechnologie „K-Ring“ zum Einsatz. Ich habe den LD und ich finde ihn für langsame Läufe und für Fersenläufer sehr komfortabel, allerdings auch etwas schwer. Eine Stütze vermisse ich tatsächlich nicht.
Man konnte sich noch mit den Produktentwicklern austauschen, doch aufgrund der sprachlichen Barriere war das nicht ganz so einfach. Dennoch klappte es irgendwie und ich fand es gut, denn bei welcher Marke hat man hierzu die Möglichkeit? Meist sind die Firmen sehr groß und die Personen sitzen in den USA oder irgendwo anders auf der weiten Welt.
Gemeinsames Abendessen
Nach den Gesprächen ging es direkt zum gemeinsamen Abendessen über. Die Vorspeise war nicht so meins, aber der Hauptgang (Pilzrisotto) und der Nachtisch (Créme Brûllés) waren echt lecker. Der Wein auch. Nicht gerade ideal am Abend vorher, aber was soll’s. Das Essen war eh Nebensache. An meinem Tisch saßen eine Engländerin, zwei Portugiesinnen, eine Italienerin, ein Spanier, ein Franzose (von Kalenji), sowie mit Marek und mir zwei Deutschen. Das nenne ich mal bunt gemischt. Nicht ganz einfach, sich da untereinander zu verständigen, aber es funktionierte. Es war interessant und spannend zu hören, was die anderen Blogger so machen, wo sie laufen und was ihre Ziele sind.
Es war übrigens auch Stéphane Diagana da, der ehemalige Weltmeister über 400m Hürden. Er ist Markenbotschafter von Kalenji. Für die Vermarktung sicher von Vorteil. Irgendwann ging es dann zurück ins Hotel. Schließlich wollten wir ja am nächsten Tag fit sein.
Der Lauf
Start war erst um 10 Uhr. Also noch Zeit für ein kleines Frühstück. Danach machte ich mich bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein auf den Weg zum Kalenji-Stand. Dort trafen wir uns alle nochmal für ein gemeinsames Foto. Ich ging bis zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass die fehlenden Nadeln bei der Startnummer ein Versehen waren. Doch vor Ort musste ich feststellen, dass generell keine ausgegeben wurden. Ist das in Frankreich vielleicht üblich? Keine Ahnung. Ich musste eine Lösung finden. Kalenji war dann so nett und schenkte mir ein Startnummernband. Ich mag die Dinger zwar nicht, aber mein Problem war gelöst. Gruppenfoto am Strand und dann ab zum Startblock.
Dort war es inzwischen schon so voll, dass ich mich irgendwo einreihte. Gefühlt zu weit hinten, aber egal. Der Startschuss fiel und es ging erst einmal eher langsam los. Bei knapp 9.000 Läufern aber auch kein Wunder. Den ersten Kilometer lief ich deutlich langsamer als geplant, aber wirklich tragisch war das nicht. Somit blieb mehr Zeit, das Drumherum wahrzunehmen. Dennoch wollte ich einen 4:30er-Schnitt im Auge behalten, damit zumindest eine halbwegs vernünftige Zeit dabei herauskommt.
Die nächsten 2-3 Kilometer konnte ich dann recht konstant abspulen. Etwas eng auf der Strecke war es allerdings noch immer. Wäre mir meine Zeit wichtig gewesen, hätte ich mich definitiv im korrekten Startblock einreihen müssen. Aber wie gesagt, ich konnte damit leben. Auf der Gegenseite sah ich die Elite vorbeilaufen. Ich hielt Ausschau nach Marek, den ich dann auch erkannte und ihn kurz anfeuerte. Kurz vor Kilometer 5 kam der Wendepunkt. Das war auf Höhe des Flughafens. Nun ging es wieder zurück. Jetzt aber mit freier Sicht auf das Meer!
Ich nahm einen Becher Wasser und schaute auf die Uhr. Eine Sub45 war noch nicht ganz außer Reichweite. Aber würde ich auf der zweiten Hälfte 30 Sekunden aufholen können? Spätestens jetzt merkte ich, dass ich von meiner Form vom Herbst noch weit entfernt war. Ich konnte nicht mehr so recht zulegen. Doch wieso auch? Es ging an diesem Tag ja nicht um eine neue PB. Vielleicht wollte der Kopf deswegen nicht mehr. Er hatte auch Recht. Solch einen Lauf muss man genießen! Also begann ich freudig Kinderhände abzuklatschen.
Selten hat man das Ziel so früh vor Augen. In der Ferne sah ich den Zielbogen. Ich konnte meine Pace halten und auf dem letzten Kilometer noch etwas zulegen. Mit einer 45:29 lief ich über die Ziellinie und war damit recht zufrieden. Ich bekam eine schöne Medaille umgehängt und ging weiter zur Zielversorgung. Kuchen, Rosinen, Obst, Nüsse, Wasser, Iso,.. Für einen 10er echt nett!
Après-Race
Ich verließ den Zielbereich und ging runter zum steinigen Strand, um ein paar Fotos zu machen. Dabei kam ganz plötzlich eine etwas größere Welle und erwischte meine Füße total unerwartet. Die Schuhe waren klatschnass. Zum Glück hatte ich noch ein weiteres Paar dabei. Ich ging dann zurück zum Hotel, wo ich noch bis 12 Uhr auf meinem Zimmer duschen konnte. Danach musste ich auschecken.
Bis zum Rückflug war jedoch noch viel Zeit, sodass ich noch mit Marek am Strand die Sonne genießen konnte. Wir gingen dann noch einige Treppen zu einem Aussichtspunkt hoch und ich Trottel hatte meinen Trolley dabei. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Der Ausblick war fantastisch! Ich hätte dort ewig verweilen können. Marek hatte beim Betrachten des schönen bergigen Hinterlands bereits Trailrouten im Kopf. Tja, Läufer eben. ;-) Aber es gab noch mehr Treppen und weiter oben ist der Ausblick bestimmt noch toller. Ja, war er tatsächlich!
Danach gingen wir wieder in Richtung Hotel zurück. Während Marek zum Flughafen musste, hatte ich noch etwas Zeit die Stadt zu erkunden. Dabei gönnte ich mir einen unglaublich leckeren Crêpes mit Nutella, weißer Schokolade, Mandeln, Bananen und Erdbeeren. Das tolle Wetter verabschiedete sich dann so langsam. Wolken zogen auf. Wir hatten scheinbar verdammt Glück. Ich ging zurück zum Hotel, wo mein Shuttle zum Flughafen auf mich wartete.
Rückreise
Ich hatte einen Direktflug nach Frankfurt. Von dort weiter mit dem ICE nach Mannheim. In Deutschland war es richtig kalt. Vor ein paar Stunden noch mit T-Shirt am Strand, jetzt mit Winterjacke am eisigen Bahnhof. Gegen 22 Uhr war ich wieder zuhause. Ich war platt.
Fazit
Das Kalenji Bloggertreffen war ein schönes Event, dass mir sicher in Erinnerung bleiben wird. Interessante Laufblogger aus Europa, tolle Location und sehr gute Organisation. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch wenn die An- und Abreise ein wenig schlauchte. Aber sowas nimmt man gerne in Kauf, wenn man im Januar an der Côte d’Azur bei Kaiserwetter laufen darf und dabei nette Menschen kennenlernt. Ich muss zugeben, die Sprache war für mich dabei schon eine kleine Hürde. Mein Schulfranzösisch war nicht mehr existent und mein gesprochenes Englisch doch sehr eingerostet. Aber wenn man die gleiche Leidenschaft teilt, dann kann man sich letztendlich doch irgendwie verständigen. Auf den SocialMedia-Plattformen Instagram, Twitter, Facebook & Co. ist das dann noch etwas einfacher.
Was Kalenji betrifft, so ist mir die Marke echt sympathisch. Deren Laufschuhe sind vielleicht noch nicht perfekt, aber die Mitarbeiter sind sehr offen gegenüber ihren Kunden und nehmen Verbesserungsvorschläge dankend an. Dabei muss man berücksichtigen, dass es die Marke erst seit 10 Jahren gibt und das Team noch recht klein ist. Das hat aber auch Vorteile, denn so hatte ich die Möglichkeit, mich mit den Entwicklern direkt auszutauschen. Sehr gut finde ich auch die tollen Innovationen, die sich Kalenji regelmäßig einfallen lässt (z.B. die Brustlampe oder das Laufshirt mit Startnummerfach). Ich bin gespannt, wie sich die Marke weiter entwickeln wird. Sie ist nicht nur preislich sehr interessant und wird aufgrund der vielen Decathlon-Neueröffnungen auch in Deutschland bekannter werden.
Zum Prom’Classic möchte ich abschließend auch noch etwas schreiben. Ich bin noch nie bei einem solch großen 10er mitgelaufen. Schön verrückt, dass 9.000 Läufer für “läppische” 10 Kilometer an den Start gehen. Doch im Nachhinein kann ich das nachvollziehen. Die Strecke ist schnell (sofern man im richtigen Block ist) und die Kulisse traumhaft. Ok, das Wetter ist wohl auch in Nizza im Januar ein wenig Glückssache, aber am Meer zu laufen hat generell seinen Charme. Außerdem lädt die Stadt nach dem Lauf zum Verweilen ein. Die schöne Medaille wird mich immer daran erinnern.
Insgesamt betrachtet war das ein rundum tolles Wochenende. Es war zudem schön, Marek mal persönlich kennenzulernen. Er machte mir natürlich das Treffen der deutschen Laufblogger im Juni schmackhaft. Da würde ich natürlich sehr gerne hingehen. Doch das muss ich erst noch mit meiner Familie abklären. Mal sehen, vielleicht klappt es ja. Dann gäbe es auch keine Sprachprobleme. Außer es versteht jemand kein Badisch. ;-)
PS: Aufgrund technischer Probleme mit meinem Blog musste der Bericht leider etwas warten.
Da hätten wir uns ja fast in Nizza getroffen! Bin leider krank geworden und musste somit das Wochenende in Nizza ausfallen lassen. Bin aber schon öfter dort gelaufen und immer wieder begeistert!
Das mit den Sicherheitsnadeln ist übrigens kein Einzelfall – ich habe seit dem ich das in Frankreich mehrfach erlebte, immer Sicherheitsnadeln dabei :-)
Schöner Bericht Christian.
Kleine Anekdote von mir, auch wenn Nizza eine schöne Stadt ist sind meine Erinnerungen eher nicht so positiv. Als Kind (12) war ich mit meinen Eltern in Nizza. Mit unserem Wohnmobil parkten wir am Hafen und morgens wollte ich meinen Eltern zeigen das ich auch in Frankreich Croissants kaufen kann. Die Bäckerei war eine Straße weiter und ich kannte den Weg, der Dobermann ohne Leine und Herrchen stand leider am Vortag noch nicht da und deshalb ging ich kurzerhand einen Umweg. Dieser Umweg dauerte dann 15 Std. und brachte mir einen großen Artikel in der “Nice Matin” (Tageszeitung). VG Patrick
Hach, das war ein traumhaftes Wochenende! Dem grauen Winterwetter hier entfliehen und bei 15° und Sonne ein bißchen laufen. Besser gehts einfach nicht. Ich finde, wir haben uns gut verkauft – auch für mich war das ja eine Art internationale Premiere. Das Kalenji-Team ist wirklich echt sympathisch und sehr aufgeschlossen. Da geht schon noch einiges auch in Deutschland in Zukunft.
Und was unser Camp angeht: über das Badische sehen wir galant hinweg. Läufer sind ja durchaus tolerante Zeitgenossen :-)
In diesem Jahr dann keine Sprachtests vor dem Betreten des Camps ;).
Wirklich ein ganz tolles Wochenende. Nizza ist ja sowieso immer eine Reise wert, aber unter diesen Umständen ja auch gleich doppelt und dreifach.
Nizza ist wirklich klasse, da wäre ich auch sehr gerne mal dabei! 15° und Sonne ist ja quasi perfekt!