Ende September bekam ich die Forerunner 405 von Garmin für drei Wochen zum Testen. Schweren Herzens musste ich sie dann von zwei Wochen wieder zurückschicken. Dabei hatte ich mich schon dermaßen an die Uhr gewöhnt, dass sie zum Laufen einfach dazugehörte. Hier aber nun mein ausführlicher Test- bzw. Erfahrungsbericht.
Kurze Zusammenfassung: (für alle, die keine Lust zum Lesen haben :wink: )
Pro: Design, Größe, Funktionen, Genauigkeit, Pulsmessung, Datenübertragung
Contra: Touchring, Software, Preis
Design:
Die Forerunner 405 sieht im Vergleich zu ihren Vorgängern (201, 205, 305) deutlich moderner und stylischer aus. Es gibt sie in zwei Farben, Schwarz und Smaragdgrün. Das Display ist rund gehalten, wodurch sie den Charme einer “normalen” Uhr erhält.
Verarbeitung:
Die Uhr besteht größtenteils aus hochwertigem Kunststoff. Der berührungsempfindliche Bedienring ist aus Edelstahl. Auch das Armband ist aus Kunststoff, wodurch es sich leicht anpassen lässt, ohne dabei instabil zu wirken. Das Dot-Matrix-Display ist durch ein robustes Mineralglas geschützt. Die Bedienknöpfe und der Verschluss des Armbands sind ebenfalls aus Edelstahl. Der Pulsgurt besteht im Brustbereich aus Kunststoff und der Rest aus einem flexiblen Stoffband, das sich leicht anpassen lässt.
Tragekomfort:
Das Armband ist ergonomisch gut vorgeformt und passt sich somit gut an das Handgelenk an. Und zwar so gut, dass man bei geöffnetem Verschluss das Handgelenk drehen kann, ohne dass die Uhr auf den Boden fällt. Die Weite lässt sich auf Grund der kurzen Abstände der Löcher gut justieren. Durch das relativ geringe Gewicht spürt man die Forerunner 405 während des Laufens kaum bis überhaupt nicht. Der Halt ist dabei so gut, dass auch bei schnellen Läufen bzw. Armbewegungen nichts wackelt oder rutscht. Weitere Bilder gibt es hier und hier.
Bedienung:
Im Gegensatz zu ihren Vorgängern, bei denen für die Bedienung ausschließlich Druckknöpfe zur Verfügung standen, ist bei der Forerunner 405 ein Touchring im Einsatz. Dieser ist sehr gewöhnungsbedürftig und bereitete mir vor allem anfangs einige Probleme. Doch mit der Zeit kam ich immer besser damit klar. Mittels diesen Touchrings kann man durch das Menü navigieren. Man beginnt mit der Auswahl des Hauptmenüpunktes (Zeit, GPS, Training, Menü) auf dem Ring oben, links, rechts oder unten. Anschließend scrollt man mit einem Ziehen des Fingers uaf dem Ring (ähnlich wie bei einem iPod) durch die einzelnen Auswahlpunkte. Dies klappte auch nach drei Wochen nicht immer fehlerlos. Zwar kann man die Berührungsempfindlichkeit des Touchrings anpassen, aber das Problem wird dadurch leider nicht vollständig gelöst. Zum Glück muss man während des Laufens den Touchring eigentlich nicht bedienen (außer zum Wechseln der Ansicht, was aber einfach ist). Im Winter wird eine Bedienung mit Handschuhen unmöglich. Auch bei Laufjacken oder Laufshirts mit langen Ärmeln kann es Probleme geben, da diese (wenn sie durch Schweiß oder Regen nass sind) eine ungewollte Bedienung des Touchrings auslösen können. Abhilfe schafft hier nur eine Sperrung des Touchrings. Die Menüführung selbst ist nicht immer intuitiv. Ich musste anfangs doch oft suchen, bis ich gefunden habe, was ich wollte. Wen man erst einmal alle Einstellungen vorgenommen hat, muss an sich da auch nicht mehr so oft aufhalten. Auf der rechten Seite des Gehäuses gibt es zwei Druckknöpfe; Start/Stop und Lap. Mehr braucht man während des Laufens auch nicht. Diese sind gut zu erreichen und leicht zu betätigen. Der Pulsgurt ist leicht anzubringen und anzupassen. Die Forerunner 405 erkennt ihn automatisch und beginnt mit der Pulsaufzeichnung, sobald man auf Start drückt. Einfacher geht es nicht.
GPS:
Das GPS-Modul ist meines Erachtens recht schnell einsatzbereit. Nicht einmal 30 Sekunden muss man warten, bis ein Signal gefunden wurde. Da muss ich bei meinem Navi (ebenfalls von Garmin) deutlich länger warten. Ein Ausfall des Empfangs hatte ich bisher nur in Tunnels bzw. Unterführungen, wobei dies nie so angezeigt wurde. Man merkte aber, dass die aktuelle Geschwindigkeit nicht stimmen kann. So kann man natürlich auch werben, dass Empfang eigentlich immer vorhanden sei. ;-) Aber selbst bei kurzen Waldpassagen hatte ich dieses Phänomen. Die Forerunner 405 rechnet den Abschnitt ohne Empfang irgendwie nach, sobald wieder Empfang vorhanden ist. Sollte auch recht einfach sein. Man nimmt den Abstand zwischen dem letzten bekannten Punkt und dem aktuellen Punkt und rechnet das mit Hilfe der dabei verstrichenen Zeit hoch. Leider zeichnet die Uhr auch den Abschnitt ohne Empfang mit falschen Daten auf, so dass später in der grafischen Analyse extreme Spitzen auftauchen. Das könnte man schöner lösen.
Akku:
Wie ich schon mitbekommen habe, ist die Akkuleistung für viele ein wichtiger Punkt. Garmin gibt an, dass der Akku bei dauerhaftem GPS-Betrieb insgesamt acht Stunden halten soll. Anhand meiner Erfahrugen kann ich diesen Wert bestätigen. Bei einem 45-minütigem Lauf verbraucht der Akku 10% seiner Leistung. Hochgerechnet würde er somit 7 1/2 Stunden halten. Allerdings hatte ich auch immer den Pulsgurt im Einsatz, sprich: die Uhr hat die dessen Daten empfangen. Diese Funktion benötigt sicher auch etwas Strom, wodurch sich die halbe Stunde Differenz erklären lässt. Ich war mit der Akkuleistung zufrieden, zumal im Standby-Modus (kein GPS-Betrieb, nur aktuelle Uhrzeit) nur wenig Strom verbraucht wurde. So reichte eine Akkuladung locker eine Woche lang, in der ich viermal bzw. ~35 km Laufen war. Das Aufladen geht mit einem Netzteil recht einfach. Dabei werden Kontakte an das Gehäuse geklemmt. Ein kompletter Ladevorgang dauert ca. vier Stunden.
Funktionen:
Die Forerunner 405 bietet sehr viele und interessante Funktionen. Leider hatte ich nicht genügend Zeit, alle zu testen. Mein Favorit ist jedoch die Funktion “Virtueller Trainingspartner”. Hierbei gibt man die Geschwindigkeit des virtuellen Trainingspartners vor und läuft quasi gegen ihn. Auf dem Display sieht man dann zwei Strichmännchen laufen. So kann man erkennen, wer schneller ist. Zusätzlich angezeigte Daten informieren über den genauen Vorsprung bzw. Rückstand zum Gegner. Diese Funktion ist ideal, wenn man bei einem Wettkampf eine bestimmte Zielzeit laufen möchte (z.B. Halbmarathon unter 2 Stunden). Ansonsten gibt es noch Pulsmessung (zur Info: ich hatte keine Aussetzer bzw. Ausschläge bei Bahngleisen oder Strommästen), Kalorienverbrauch, Auto Pause (Stoppuhr wird angehalten bis die voreingestellte Geschwindigkeit wieder erreicht wird), Intervalltraining, und vieles mehr. Wer alle Funktionen wissen möchte, einfach mal auf der Garmin-Seite vorbeischauen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die Anzeige der Daten (Puls, Zeit/Geschwindigkeit/Distanz, usw.) nach eigenen Wünschen anzupassen.
Datenübertragung:
Die Übertragung der Läufe erfolgt recht unkompliziert. Man steckt den USB-Stick an einen freien Port am PC / Laptop. Sobald die Forerunner 405 in Reichweite ist, wird automatisch synchronisiert. Mehr muss man nicht tun.
Software:
Von der Software bin ich ehrlich gesagt ein weng enttäuscht. Bei dem Preis der Uhr hätte ich mehr erwartet, zumal es im Internet kostenlose Alternativen (z.B. SportTracks bzw. TrailRunner) gibt, die optisch als auch funktional besser sind. Die Garmin-Software stellt einfach die Daten der Läufe dar. Großartig zusätzliche Funktionen gibt es nicht, soweit ich das erkennen konnte. Sehr enttäuschend finde ich die Darstellung der Strecke. Ich hätte mindestens etwas à la Google Maps erwartet. Doch die Grafik ist leider nicht ansatzweise so schön und aussagekräftig. Dabei interessiert einem doch genau das, wenn man eine GPS-Uhr hat. Sorry Garmin, aber hier muss nachgelegt werden!
Preis:
Die UVP von Garmin ist 289€ (ohne Pulsmessung) bzw. 339€ (mit Pulsmessung). Bei Amazon bekommt derzeit beide Modelle für 40€ weniger. Leider immer noch viel Geld für eine Laufuhr, auch wenn eine gute Polar-Uhr auch nicht billiger ist.
FAZIT:
Mein Gesamturteil fällt trotz ein paar verbesserungswürdigen Kleinigkeiten und dem nervigen Touchring recht positiv aus. Wie eingangs bereits erwähnt, trennte ich mich nur schweren Herzens von der Uhr. Es machte einfach Spaß, damit zu laufen. Die Forerunner 405 bietet sehr viel, ohne dass man wie z.B. bei der Konkurrenz zusätzliche Sensoren / Empfänger am Körper oder Schuh unterbringen muss (wobei es einen Schrittsensor als Zubehör gibt; auf dem Laufband sinnvoll). Das Design ist sehr ansprechend und nicht so globig, wie bei ihren Vorgängern. Akku, Funktionen, Pulsmessung und GPS-Empfang sind auch absolut ok. Nur der Touchring nervt ein wenig und ist verbesserungswürdig. Auch der Preis ist etwas happig. Dafür erhält man jedoch einen zuverlässigen Partner beim Laufen, dessen Funktionen viel Freude bereiten. Ich weiß bereits jetzt, was ich mir unter den Weihnachtsbaum wünsche. Wenn es sein muss, lege ich sie mir selbst darunter.. :wink: Wobei das Vorgängermodell “Forerunner 305” auch eine Überlegung wert wäre, da sie inzwischen für unter 200€ angeboten wird.
Die Garmin Forerunner 405 bekommt von mir:
Hallo Christian!
Das ist ein sehr informativer Bericht zum FR405! Ehrlich, überzeugend und sehr gut beschrieben. Das erleichtert mir den Kauf bzw. meiner Frau die Möglichkeit, mir diesen unter den Christbaum zu legen ;-)
Noch was: Wenn ich sehe wann du so deine Berichte schreibst stellt sich die Frage – wann schläfst du eigentlich?
Weiterhin alles Gute für dich! Liebe Grüße – Reinhard
Cooler Bericht. Daniel und ich haben den Forerunner 305 und sind wunschlos Glücklich. Der Akku hebt ewig. Ich lade den erst nach knapp 80 – 100 km auf. Ist echt super. Die Größe stört überhaupt nicht und der Preis ist auch völlig OK. 190 € mit Brustgurt :-)
Schöner und informativer Bericht. Das mit dem Touchring finde ich in letzter Zeit nur noch nervig.. gerade bei langer Laufkleidung oder Nässe. Handschuhe sind unmöglich.
Aber werde in meiner Forerunner Serie da noch genau drauf eingehen.. immerhin kostet die Uhr ja auch ein wenig Geld.
@ Benjamin, 190???
Wir hatten doch nur 170 gezahlt :mrgreen:
Also, ich bleibe beim 305, war ja auch teuer genug und im Alter brauch mal ja ein größeres Display :lol:
@ Benjamin, Daniel und Breiti
Wie sieht es bei euch eigentlich mit dem linken Kontakt aus? Ich habe bereits öfter gelesen, dass dieser mit der Zeit korrodieren soll.
Und wie lange dauert es bei der 305, bis das GPS-Modul einsatzbereit ist? Habe da auch schon gehört, dass das mitunter bis zu 10 Minuten dauern kann. :shock:
Hallo Zusammen,
GPS klappt bei mir so in 1-2 Minuten. ich mache mich in der Zeit dann warm und dadurch fällt es gar nicht mehr auf.
die Kontakte sind noch alle Einsatzbereit und ich habe das Teil über ein Jahr. (Vor Frankfurt 2007 gekauft)
Gruß, Breiti
Joa der Empfänger ist schnell Einsatzbereit. Ich bauche auch so 1-2 Minuten. Ist ja auch das gleiche GPS-Modul verbaut wie beim 405 :mrgreen:
Die Kontakte sind 1A Nachdem man gelaufen ist, soll man diese halt vom Schweiß befreien, sonst bleiben die Nass. Der Akku ist der Hammer! Laufe jetzt schon Montag 15km, Mittwoch 16km und Akku ist noch voll! Werde den 35km und den 17km Lauf auch noch Ohne zu Laden laufen! Cool gell? :-) Mein Tipp: Kauf Dir den 305 :grin:
Endlich mal ein Test der was aussagt und den ich auch verstehe. ;-)
Die Uhr bekomme ich aber bestimmt nicht bei meinem Finanzminister durchgesetzt, sonst würde ich mir die glatt kaufen.
Danke für den schönen Bericht. Mir zeigt sich dabei, dass es außer dem neuen Aussehen wirklich keine besonderen Veränderungen zum FR305 gibt.
Zu GPS-Start und Akku: Ich lege die Uhr, bevor ich mich anziehe, an die Tür oder ein Fenster und starte sie – sobald ich los will, ist der Empfang im Normalfall da. Den Akku lade ich fast nie auf. Wenn ich die Daten auf den PC übertrage (nach jedem Lauf), wird der Akku jedes Mal von alleine kurz geladen. Das genügt bei mir für eine lange Zeit.
Ein schoener und ausfuehrlicher Test. Danke
Ich haette aber mal eine Frage:
Wenn Du die Wahl haettest zwischen deiner Polar RS200sd und der 405er von Garmin, fuer welche Uhr wuerdest Du dich entscheiden und warum?
Gruß Thomas
@ Thomas
Ich habe nur die Polar RS200 (also ohne Schrittsensor), daher kann ich die beiden Uhren nicht vergleichen.
Ja, die Jungs sollten sich mal eine Lektion in Sachen Benutzerfreundlichkeit bei Apple holen. Sehr gute Hardware ist noch lange kein Garant für ein gelungenes Gesamtpaket. Ich denke, ich werde an dem Teil trotz aller Schwächen nicht vorbei kommen. Die Aussetzer beim GPS sind übrigens normal. Hier zeigt sich wirklich, wer in der Lage ist, eine gute Software zu bauen, die Empfangslücken mit einem sauberen Algorithmus glätten kann, so dass diese gar nicht weiter auffallen. Im Auto ist das relativ simpel, da dort noch zusätzliche Sensorik (Tachosignal) anliegt. Aber bei der Uhr muss GPS standalone arbeiten und da werden Abschattungen im Wald oder Tunnel gnadenlos sichtbar. Danke für den netten Bericht!
Du hast mich neugierig gemacht auf die Uhr.
Funktioniert die Auswertung nur mit einem PC oder sind auch Mac Inhaber herzlich willkommen?
Mario