Der Trend “Natural Running” hält weiterhin an. Doch für mich als leichten bis mittleren Pronierer kamen diese Schuhe bisher nicht infrage, da ich aufgrund der ungewohnten Belastung Probleme bekam. Ich lief stattdessen gestützte Lightweight-Schuhe, um mich langsam heranzutasten. Mit natürlichem Laufen hat das jedoch wenig zu tun. Asics versucht diese Lücke mit den Modellen “Electro33” und “Super J33” zu schließen. Ob dies gelungen ist?
Super J33
Dieses Modell war lange Zeit häufig in diversen Laufzeitschriften zu sehen. “Ein leichter und schneller Natural Running Schuh für Pronierer”, sagt der Hersteller. Ja, das ist er. Allerdings nicht für Laufanfänger. Die Stützfunktion ist minimal und wer das nicht gewohnt ist, stößt damit schnell an seine Grenzen. Ich laufe den Schuh gerne für kurze schnelle Einheiten bis maximal 10 Kilometer. Alles darüber überfordert meine Füße. Langsam laufen ist damit fast nicht möglich. Liegt aber auch an der Bauweise. Fersenläufer werden dazu “geführt”, mehr über den Mittelfuß aufzukommen. Und das, obwohl der Schuh eine Sprengung von 6mm hat. Für einen Natural Running Schuh eigentlich zu viel. Doch beim Laufen merkt man die erhöhte Ferse kaum. Pronierer sind aber eh meist (oder immer?) Fersenläufer und da sind 6mm dann schon wieder relativ wenig. Normale gestützte Schuhe haben oft eine deutlich größere Sprengung. So gesehen macht die Sprengung sogar Sinn, damit der Läufer sanft seinen Laufstil verändern kann, ohne dabei komplett auf Dämpfung in der Ferse zu verzichten. Der Super J33 hat nämlich ein Gel-Kissen eingebaut. Die Zwischensohle selbst besteht aus zwei unterschiedlichen Härtegraden. Das härtere Material ist nicht so hart wie bei einer normalen Stütze, verläuft dafür aber in S-Form (FluidAxis) über die komplette Schuhlänge. Hinten an der Innenseite etwas dicker und nach vorne hin langsam abnehmend. Dies führt zu einem sanften Abrollen und dennoch ist der Fuß deutlich mehr gefordert, als bei einem normalen Schuh. Das dünne, mit Verstärkungen verklebte Obermaterial macht den Schuh sehr leicht (266g bei US13), passt sich aber nicht ganz ideal dem Fuß an und schlägt beim Abrollen Falten. Auffällig ist die flexible Ferse, die sich zwar etwas ungewohnt anfühlt, sich aber beim Laufen nicht negativ bemerkbar macht. Insgesamt ist der Super J33 ein leichter und dynamischer Schuh, der den Fuß fordert und ihn dennoch nicht ganz im Stich lässt. Aber wie eingangs erwähnt, ist er für Einsteiger mit Vorsicht zu genießen, da er sonst schnell überfordert.
Electro 33
Im Gegensatz zum Super J33 findet der Electro33 in den Medien deutlich weniger Beachtung. Ok, er sieht nicht ganz so futuristisch wie sein “Bruder” aus. Dafür ist er meines Erachtens die unproblematischere und trainingstauglichere Variante, um den Einstieg zum natürlichen Laufen zu finden. Er ist zwar etwas schwerer (299g bei US13), aber immer noch spürbar leicht. Die Passform ist angenehmer und auch die Dämpfung ist komfortabler. Klar, alles keine Eigenschaften, die für einen Natural Running Schuh sprechen. Und dennoch wird auch hier der Fuß mehr gefordert. Ein einfaches “Rollenlassen” ist nicht möglich. Beim Abrollen muss der Fuß arbeiten (wenn auch nicht ganz so viel wie beim Super J33). Aber auch hier wird er nicht alleine gelassen. FluidAxis stützt bzw. führt den Fuß sanft, ohne zu stabil zu sein. Somit sind auch längere Läufe damit möglich. Nicht zuletzt, weil die Zwischensohle (ebenfalls mit Gel-Kissen) gut dämpft und die Sprengung nicht zu gering ist. Die Fersenkappe ist etwas hart und hat keine Erhöhung, wie man es sonst von Laufschuhen kennt. Wer Probleme mit der Achillessehne hat, sollte darauf achten, ob dies störend ist. Ich hatte zwar keine Probleme, aber eine normale und etwas besser gepolsterte Lasche wäre mir doch lieber. Dagegen ist das Obermaterial sehr angenehm, welches aus einem dünnen Stoff besteht und den Fuß gut belüftet. Die Schnürsenkel lassen sich etwas schwerfällig anpassen, aber es verrutscht auch nichts. Insgesamt ist der Electro33 im Mittelfuß- und Fersenbereich etwas stabiler und nicht ganz so flexibel wie der Super J33. Dafür traut man ihm sofort etwas längere Distanzen zu, weil er physische Schwächen besser verzeiht.
Fazit: Ich finde sowohl den Super J33, als auch den Electro33 sehr gelungen. Für Pronierer sind diese Schuhe eine gute Möglichkeit, sich an das Natural Running heranzutasten, ohne gleich Angst vor einer Überlastung oder gar Verletzung haben zu müssen. Den Super J33 nutze ich gerne für kurze, schnelle Einheiten oder Intervalle. Ich würde ihn auch für einen 5km-Wettkampf nehmen. Für einen 10er finde ich ihn für mich nicht ganz ideal, da er gegen Ende nur wenig stützt, wenn die Füße müde werden. Dafür ist er extrem leicht und schnell. Der Electro33 ist der alltagstauglichere Schuh. Mit ihm kann man sowohl kurze, schnelle Einheiten absolvieren, als auch mittlange Läufe. Ich könnte mir sogar vorstellen, ihn bei einem Halbmarathon zu tragen, wenn alle Sehnen, Bänder und Muskeln fit sind. Doch auch mit leichten Achillessehenproblemen läuft es sich damit angenehm und schmerzfrei, was mich ehrlich gesagt etwas überrascht hat. Letztendlich fordern beide Modelle spürbar mehr die Fußmuskulatur, als gewöhnliche Laufschuhe. Sie stärken den Bewegungsapparat und sorgen für Abwechslung im Training. Verletzungen kann somit vorgebeugt werden.
PS: Sie fallen beide eine halbe bis ganze Nummer größer als gewöhnlich aus. Beide Modelle gibt es inzwischen in weiteren tollen Farbkombinationen.
Hast du mal den Gel DS-Racer 10 getestet? Selbst der hat ja eine minimale Pronationsstütze. In meiner Größe (44,5) wiegt der sage und schreibe nur 199g.
Schöner Bericht über die beiden Schuhe. Der Super J interessiert mich schon eine Weile, weil ich Schuhe ohne feste Fersenkappe sehr gerne mag. Von der Beschreibung her klingt er so, wie ich meinen Kinvara 4 beschreiben würde. Hat in jedem Fall noch mehr Lust gemacht den Schuh mal zu testen. Mittlerweile ist er ja auch sehr günstig zu bekommen.
@Sebi wobei der Gel Lyte 33 oder neuer dessen Nachfolger der 33-DFA das funktionell entsprechende Pendant zum Gel Super J33 wäre. Der Gel Super J33 ist auf jeden Fall stabiler als der Kinvara.
Pendant zum Kinvara meinte ich natürlich :-)
@Wisel ah okay. Vom DFA habe ich bislang noch nicht viel gelesen/gehört. Sieht aber auch interessant aus.
Die “Natural Running”-Schuhe, die sind gut. Es gibt bei denen aber zwei Nachteile. Erstens sind sie nicht die beste Wahl, um die Kraftausdauer zu verbessern. Das merkt man in den Oberschenkeln, wann man nach einer langen “Natural Running”-Periode wieder die gewöhnlichen Laufschuhe anzieht. Der Körper gewöhnt sich halt an das geringere Gewicht an den Füßen. Wer seine 10er-Zeit verbessern möchte, sollte daher vom permanenten Einsatz der leichteren Schuhen verzichten. Die Wettkampfschuhe für den Wettkampf und die Trainingsschuhe für das Training.
Zweitens werden die Knochen in den leichteren Schuhen mehr gefordert, da weniger Dämpfung. Das wird noch schlimmer, wann man über keinen ökonomischen Laufstil verfügt, wegen Fehlbelastungen. Wer übergewichtig ist, es mit solchen Schuhen übertreibt und noch dazu proniert, riskiert daher einen Ermüdungsbruch.
Das alles dürfte bei den Läufern, die 60 Minuten für die 10 km benötigen und eher unregelmäßig trainieren, noch kein Problem darstellen. Aber bei einem 4:00-Schnitt wird es schon grenzwertig.
@Ruslan: Wer einen 4:00er-Schnitt läuft, hat im Normalfall aber einen vernünftigen Laufstil und darüberhinaus genügend Erfahrung, um nicht von jetzt auf gleich die Schuhwahl vollständig umzustellen. – Und übergewichtig dürften bei dem Tempo auch die wenigsten sein.
@ Hannes volle Zustimmung!