Silvesterläufe sind bei vielen Läufern sehr beliebt, da sie ein schöner Abschluss des Laufjahres sind. Manche laufen sie locker und aus Spaß, während andere sogar nochmal ihre persönliche Bestzeit angreifen möchten. Dass sowas gelingen kann, habe ich 2012 selbst erlebt. Da lief ich beim Spiridon Silvesterlauf in Frankfurt völlig überraschend eine neue PB über 10 Kilometer. Nun nahm ich bei dieser Veranstaltung erneut teil und wollte eine Jahresbestzeit laufen. Ob es gelang?
Vor dem Lauf
Auch mein Freund hatte Lust auf einen Silvesterlauf und wir hatten neben Frankfurt auch noch den Lauf in Schifferstadt im Visier. Letzterer startete jedoch erst um 14 Uhr, was uns etwas zu spät war. Immerhin fand der Silvesterlauf dieses Mal tatsächlich an Silvester statt und man hat danach ja noch was vor. Also entschieden wir uns für Frankfurt, der um 12 Uhr startete.
Um kurz nach 9 Uhr wurde ich von meinem Freund abgeholt und wir fuhren gemeinsam nach Frankfurt. Nachmelden konnte man laut Veranstalter bis eine Stunde vor dem Start. Wir wollten jedoch unnötigen Stress vermeiden und fuhren einfach früher. Nach meiner Punktlandung Rheinzabern war mir das nicht unrecht.
Wir parkten auf einem großen Parkplatz ganz in der Nähe der Wintersporthalle, in der die Startnummernausgabe war. Das Nachmelden war unkompliziert und schnell erledigt. Um kurz nach 11 Uhr gab es dann eine Durchsage, dass noch Startnummern besorgt werden. Das Interesse an diesem Lauf war offensichtlich groß.
Wir zogen uns um und ließen unsere Sachen in der Halle. Auch wenn ich meinen Geldbeutel im Auto ließ, habe ich bei Laufveranstaltungen nie das Gefühl, dass ich beklaut werden könnte. Vielleicht etwas naiv, aber ich habe diesbezüglich allerdings auch noch nie etwas Gegenteiliges gehört. Läufer machen sowas nicht, oder?
Am Stand vom Frankfurter Laufshop unterhielt ich mich noch kurz mit Florian Neuschwander, der (in Frankfurt wohnend) natürlich auch am Start war. Er gab mir bzgl. der aufgrund von Bauarbeiten neu gestalteten Strecke noch ein paar Tipps.
Die Halle wurde immer voller und der Ein- & Ausgang war total verstopft. Die einen wollten rein, die anderen raus. Als dann noch eine Mutter mit ihrem Doppelkinderwagen durch wollte, war das Chaos perfekt. Wir gingen in Richtung Umkleidekabinen und nutzten den Seiteneingang. Dann liefen wir uns warm.
Die Temperaturen waren mild und es regnete nicht (im Gegensatz zur kompletten vorherigen Nacht), aber es war windig mit teilweise starken Böen. Kurz vor dem Start der Elite suchte ich den Startblock auf. Ich hatte etwas Probleme mich richtig einzuordnen, aber im vorderen Drittel bin ich eigentlich nie verkehrt.
Der Lauf
Um 12 Uhr startete die Elite, fünf Minuten danach der Rest. So dachte ich zumindest. Tatsächlich lief es etwas anders ab. Bereits kurz nach der Elite startete der erste Block „mit einer 39er Zielzeit“. So wurde es durchgesagt. Für mich zu schnell, doch plötzlich liefen alle um mich herum los. Als dann auch noch offensichtlich langsamere Läufer an mir vorbeigingen und ich bereits den nächsten Block vorrücken sah, entschied ich mich doch loszulaufen. Ich wollte schließlich nicht beim „langsameren Block“ von vorne alleine Tempo machen.
Ich überquerte die Startmatte und drückte auf meinen Forerunner. Doch es passierte nichts! Ich hatte doch tatsächlich in der Eile vergessen, die Uhr auf Bereitschaft zu stellen. Bis ich den richtigen Modus aktivierte vergingen zwar nur ein paar Meter, doch das GPS-Signal musste erst noch gesucht werden. Zum Glück ist der Forerunner diesbezüglich recht schnell.
Den ersten Kilometer lief ich somit „verhaltener“ als sonst. Genau genommen mit 4:19 exakt nach Plan. Dieses Tempo konnte ich auf den ersten drei Kilometern gut halten. Doch ich merkte früh, dass meine Beine an diesem Tag nicht so frisch sind, wie sie für eine Jahres-PB sein müssten. Der vierte Kilometer war mit 4:24 schon etwas langsamer. Da verspürte ich sogar eine Unlust, den Lauf zu finishen.
Solche Phasen können in einem Wettkampf durchaus mal vorkommen und ich versuchte sie irgendwie zu überwinden. Doch teilweise starke Windböen und die kurvige, wellige Strecke halfen mir dabei nicht unbedingt. So lief ich Kilometer 6 und 7 in 4:28 und 4:35. Das lag vor allem an einer Unterführung mit steilem Anstieg und anschließender Spitzkehre direkt am Ziel vorbei. Und später noch ein Wendepunktabschnitt. Ich hasse sowas.
Jetzt aufzuhören wäre aber auch blöd gewesen. Bis ins Ziel war es ja nicht mehr weit und eine 43er Zeit sollte dabei rausspringen. Zwar nicht das, was ich mir vorgenommen hatte, aber auch nicht so schlecht zum Abschluss. Und plötzlich lief es wieder etwas besser. Kilometer 8 lasse ich mit 4:18 hinter mir.
Im Wald auf Schotterweg ging es auf einmal relativ steil bergab und ich lief es laufen. Auch auf die Gefahr hin, dass die Oberschenkel zumachen. In der Ebene angekommen, brauchte ich tatsächlich so 20 Meter, um wieder in den normalen Rhythmus zu kommen. Kilometer 9 lief ich in 4:20. Bis ins Ziel lag nur noch ein Kilometer vor mir. Ich schaute auf den Forerunner und rechnete. Mit einer Jahres-PB wird es leider nichts.
Dennoch versuche ich auf dem letzten Kilometer mit einer ewig langen Zielgeraden nochmal zu beschleunigen. Die Beine wollten nicht wirklich mitspielen, aber da mussten sie durch. Mit 4:14 war es mein schnellster Kilometer. Nach 43:42 überquere ich erschöpft die Ziellinie.
Im Ziel
Nach kurzem Durchschnaufen sah ich auch schon meinen Freund mit einem Becher warmen Tee auf mich zukommen. Bei ihm lief es auch nicht so, wie erwartet. Er visierte eine 36:25 an, aber es wurde „nur“ eine 37:25, was ihm Platz 2 in seiner Altersklasse bescherte. Wir hielten uns nicht lange im Zielbereich auf, sondern gingen recht zeitnah zu den Duschen. Denn wer weiß, wie lange bei der Teilnehmeranzahl das Wasser warm ist? ;-)
Nach dem Lauf
Nach dem Duschen aßen wir noch einen Muffin (Kuchen gab es leider nicht!) und tranken einen Kaffee. Danach fuhr er mich nach Hause und ich feierte mit meiner Familie den Jahreswechsel.
Fazit:
Ich hatte mit einer Sub43 spekuliert, aber ich spürte bereits nach den ersten Kilometern, dass das wohl nix wird. Die Beine waren etwas müde und kraftlos. Hinzu kamen die Windböen, die fiesen kurzen Anstiege und engen Kurven. So gesehen ist meine Zeit recht ordentlich. Letztendlich war es ein schöner Jahresabschluss und eine Bestätigung meiner aktuellen Form. Darauf lässt sich aufbauen.