Vergangenen Sonntag fand in Mannheim zum dritten Mal der Franklin Meilenlauf statt. Wie auch die beiden Jahre zuvor, meldete ich mich für die 9-Meilen-Distanz an. Allerdings bereits lange im Voraus, um den Startplatz günstiger zu bekommen. Dass ich nun im August und September kaum laufen würde, konnte ich da noch nicht wissen. Wahrscheinlich hätte ich mich dann eher nicht angemeldet. Aber bezahlt ist bezahlt und wenn es eine Medaille gibt, dann wird erst recht gelaufen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Medaillen liebe. Und ob ich auf dem Feld laufe oder locker bei einem Wettkampf, macht keinen Unterschied.
Vor dem Lauf
Ich hatte mir vorgenommen, aufgrund meiner Probleme mit der Plantarsehne, dass ich dieses Jahr nicht mehr Vollgas geben werde. Langsam Laufen geht aktuell ohne Probleme. Bei schnellem Laufen wäre die Belastung höher und die Sehne würde zu stark gereizt werden. Also wollte ich die 9 Meilen als Trainingslauf angehen. Entsprechend entspannt ging ich den Wettkampftag an. Auto geparkt, Warmlaufen zum Veranstaltungsort, Startnummer abgeholt, in den Startblock.
Während ich mich letztes Jahr noch recht weit vorne positionierte, reihte ich mich dieses Mal im mittleren Bereich ein. Aus irgendwelchen Gründen verzögerte sich der Start um fünf Minuten. Ich schaute mir aus Langeweile die Schuhe der Läufer vor mir an. Dabei entdeckte ich mittendrin eine nicht gerade kleine Spinne. Mein erster Gedanke war: „Den Start wird sie nicht überleben.“. Und noch bevor ich überlegen konnte, wie ich das Tier retten könnte, ging plötzlich eine Läuferin in die Knie, nahm die Spinne in die Hand und brachte sie hinter die Absperrung. Die daneben stehenden Männer staunten nicht schlecht. Für mich war dies schon jetzt der schönste Moment des Laufs.
Der Lauf
Der Startschuss fiel und die Masse kam langsam ins Rollen. Mir war klar, dass ich unbewusst schneller laufen würde, als ich mir vornahm. Aber schneller als im 5er-Schnitt wollte ich es nicht angehen. Das Tempo fühlte sich gut an und ich genoss die ersten Kilometer. Dann ging das Läuferfeld an der HM-Weiche auseinander und um mich herum wurde es ruhiger. Dennoch hielt ich das aktuelle Tempo bei.
Nach fünf Kilometern beschloss ich das Tempo ein klein wenig zu erhöhen. Aber schneller als 4:50 sollte es dennoch nicht sein. Und so blieb ich die nächsten fünf Kilometer unter 5:00. Und das trotz Brücken und welliger Strecke bei Gegenwind. Während ich recht konstant lief, fielen vor mir nach und nach ein paar Läufer zurück. Auch wenn dies extrem motivierte, behielt ich mein Tempo bei. Heute gab es ja nix zu gewinnen. Eigentlich.
Nun waren es noch ca. 4,5 Kilometer bis ins Ziel. Ein Läufer vor mir wurde plötzlich langsamer und ging. Er machte irgendetwas an seinem Auge. Beim Vorbeilaufen fragte ich ihn, ob ihm was ins Auge flog. Er zeigte mir sein Auge und wollte wissen, ob was sehe. Natürlich geht sowas nicht beim Laufen und ich hielt kurz an. Ich konnte jedoch nichts entdecken. Wahrscheinlich war sie bereits draußen und ihm brannte der Schweiß. Er bedankte sich und ich lief weiter.
Jetzt lagen nur noch 1,5 Kilometer vor mir. Auch das war klar, dass ich zum Schluss hin automatisch etwas schneller werden würde. Solange es sich im Rahmen hält, ist das auch nicht schlimm. Mit 4:44 war das noch ok. Dabei überholte ich die zweite Frau. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. 400 Meter vor dem Ziel ging es im Stadion ca. 200 Meter über die Laufbahn. Hier überholte ich erneut einen weiteren Läufer. Dieser sollte im Nachhinein ein besonderer sein. Ohne mich zu einem richtigen Schlusssprint hinreißen zu lassen, überquerte ich nach 1:10:23 die Ziellinie.
Im Ziel
Damit war ich ganze 7 Minuten langsamer als im Vorjahr. Aber die Zeit war mir ja egal. Ich war dennoch zufrieden, konstant schmerzfrei durchgelaufen zu sein. Eine Dame hing mir die Medaille um und ich ging dann auch gleich in den Versorgungsbereich. Ich hatte Hunger und Durst ohne Ende. Banane, Apfel, Laugenbrötchen und dazu ein alkoholfreies Bier. Das tat gut.
Nach dem Lauf
Frisch gestärkt lief ich locker zum Auto zurück und fuhr nach Hause. Dort gönnte ich mir einen Kaffee und Kuchen. Abends kam dann die große Überraschung. Ich schaute in die Ergebnisliste und stellte fest, dass ich völlig unerwartet Sieger der Altersklasse M40 wurde! Das war ja ein Ziel von mir, dass ich irgendwann mal erreichen wollte. Letztes Jahr war ich 7 Minuten schneller und wurde „nur“ Zweiter. Dieses Mal gewann ich mit wenigen Sekunden Vorsprung. Und zwar genau vor dem Läufer, den ich kurz vor dem Ziel noch überholte.
Fazit:
Natürlich muss man das Ganze ein wenig relativieren, denn ich lief ja nicht den Hauptlauf, sondern nur die 9 Meilen mit knapp 230 Teilnehmern. Und dass ich mit angezogener Handbremse AK-Sieger wurde, macht mich jetzt nicht sonderlich stolz. Letztes Jahr wäre ich deswegen geplatzt vor Freude, da ich mit meinem 4:22er-Schnitt super zufrieden war. Dennoch, ich habe es geschafft und war schneller als 16 andere Läufer in meiner Altersklasse. Geehrt wurde dies jedoch leider nicht. Schade. Aber ich wäre ja eh schon zu Hause gewesen. ;-)
Auch wenn es jetzt gut lief, werde ich dieses Jahr nicht mehr schneller laufen. Am 1. November wollte ich eigentlich beim Hockenheimringlauf meine 10km-PB angreifen, doch daraus wird nichts. So schnell komme ich nicht mehr in Form und das Risiko, dass die Plantarsehne wieder meckert, ist mir zu hoch. Ich möchte nichts erzwingen. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem sich das schneller rächen kann, also noch mit Anfang 30. Ja, so ist das. Und lieber ein Mal langsam machen, als eine langwierige Verletzung zu riskieren. Noch habe ich das Gefühl, dass ich mich weiterhin verbessern kann. Noch. ;-)