Ich habe in den letzten Monaten den neuen Trailschuh “Terrex Speed Ultra” von Adidas testen dürfen. Zwar kannte ich zuvor schon ein paar Trailschuhe von der Marke mit den drei Streifen, aber ich hatte bisher immer andere Marken bevorzugt. Mit dem “Terrex Speed Ultra” wurde jedoch mein Interesse geweckt, denn dessen Daten hörten sich sehr vielversprechend an. Leicht, schnell, aber dennoch komfortabel. Ich war also gespannt, ob es einen Haken bei der Sache gibt.
Design
Was das Design betrifft, so hat mich Adidas in letzter Zeit ehrlich gesagt nicht so begeistert. Beim Speed Ultra ist das jedoch anders. Mir hat die Optik sofort zugesagt. Ein schwarzweißer Trailschuh, das sieht man nicht so oft. Dazu die gemusterte Lightstrike-Zwischensohle und das leicht transparente Obermaterial, das hat was. Die gemusterte Außensohle ist auch ganz nett, vor allem für die Läufer hinter mir. Ich hätte mich auch für eine Farbvariante mit Pink und Mint entscheiden können (die auch bei vielen Läufern wohl gut ankommt) oder mit einem hellen Gelb, aber mir hat das Schwarzweiß noch etwas mehr zugesagt.
Passform
Als ich in den Schuh reinschlüpfte, fühlte ich mich sofort wohl. Adidas ist ja normalerweise etwas schmal geschnitten. Doch beim Speed Ultra geht es eigentlich. Im Vorfuß hat man ausreichend Platz, aber dennoch einen guten Halt. Das Obermaterial ist sehr dünn und passt sich dem Fuß gut an. Auch die Zunge ist minimal, aber dennoch ausreichend gepolstert und hat eine perfekte Länge. Sie ist zudem an der Zwischensohle fixiert und kann nicht verrutschen. Eine Schnürsenkeltasche gibt es leider nicht, aber die Schnürsenkel sind nicht zu lang und eine Tasche vermisse ich nicht wirklich. Mein Fuß sitzt richtig gut im Schuh. Insgesamt fällt er vielleicht minimal kleiner aus, als andere Adidas-Schuhe in der Größe. Dafür wird er aber sogar in US 14 angeboten, was bei vielen anderen Adidas-Modellen leider nicht mehr der Fall ist.
Dämpfung / Dynamik
Diese Kategorie ist definitiv eine der Stärken des Speed Ultra. Die bekannte und bewährte Boost-Dämpfung in der Ferse sorgt für viel Komfort. Vor allem beim Downhill, wenn die Aufprallkräfte höher sind. Das etwas festere Lightstrike-Material sorgt dagegen im Vorfuß für die nötige Dynamik beim Abdruck. Beide Zwischensohlematerialien ergänzen sich prima. So kann man mit dem Speed Ultra richtig gut Tempo machen, ohne auf Komfort in bestimmten Situationen verzichten zu müssen. Die Sprengung von 8mm empfand ich als angenehm.
Stabilität
Aufgrund des dünnen Obermaterials war ich zunächst skeptisch, wie gut der Halt im Schuh sein würde. Doch die Skepsis war weitestgehend unbegründet. Zumindest was das Obermaterial betrifft. Dies konnte bzgl. Halt weitestgehend überzeugen. Am Hang oder in Kurven ist der Seitenhalt vorne nicht voll gegeben. Etwas wackelig empfand ich manchmal auch den Fersenbereich mit der weichen Boost-Dämpfung. Da hatte ich das Gefühl, dass das Boost-Material gelegentlich seitlich etwas nachgab und nicht ganz so stabil war (siehe Video unten). Der Fersenbereich ist zudem auch sehr minimal gehalten. Eine Verstärkung gibt es nicht. Ob diese leichte Instabilität vom Boost-Material oder vom dünnen Fersenbereich kam, lässt sich schwer sagen. Es war auch nicht immer der Fall. Beim Downhill musste ich konzentriert bleiben, da ich schnell zum seitlichen Wegknicken neigte, wenn ich etwas auf dem Boden übersah.
Sohle / Grip
Die Stollenlänge der Außensohle hat mich am meisten überrascht. Mit gerade einmal 2.5 mm sind diese doch sehr kurz für einen Trailschuh. Bei der V-förmigen Anordnung der Stollen hat man sich an das Design von Gravel-Bike-Reifen orientiert. Der Grip ist bei trockenen Verhältnissen gut. Auch bei nassen Bedingungen macht das Continental-Gummi einen guten Job, solange es nicht zu matschig wird. Denn mit 2.5mm Stollenlänge nützt irgendwann auch die beste Gummimischung nichts. Selbst bei festem Untergrund mit sandiger Oberfläche kann man schon mal kurz wegrutschen. Gerade beim Downhill hatte ich manchmal nicht ganz so das Vertrauen in die Außensohle, auch wenn die Stollen auch im vorderen Bereich teilweise entgegensetzt angeordnet sind, sodass sie in den meisten Fällen gut abbremsen. Leider hatte ich nie das Gefühl, dass die Sohle noch Sicherheitsreserven hätte. Es fühlte sich dagegen oft am Limit an. Vorteil der kurzen Stollen ist allerdings, dass der Schuh sehr geschmeidig abrollt. Auf Waldautobahnen oder Asphalt läuft sich der Speed Ultra wie ein Straßenschuh.
Gewicht
Eine weitere Stärke des Speed Ultra ist das Gewicht. Mit 325 Gramm in Größe US 14 wiegt er exakt so viel, wie der Straßenflitzer Nike Zoom Fly 3. Zum Vergleich, ein Salomon Sense Ride 4 wiegt in gleicher Größe 40 Gramm mehr. Ok, der ist auch stabiler und etwas anders einzuordnen, aber bzgl. Komfort braucht sich der Adidas dennoch nicht verstecken. Das geringe Gewicht macht den Schuh sehr agil.
Preis
Einen Wermutstropfen hat der Speed Ultra jedoch. Mit einer UVP von 180 EUR ist er alles andere als ein Schnäppchen. Ja, er ist super verarbeitet und bietet trotz geringem Gewichts viel Komfort. Aber die 180 EUR finde ich zu viel. Ich denke, 150 EUR wären fair.
Fazit:
Der Adidas Terrex Speed Ultra ist ein dynamischer Trailschuh, der trotz geringem Gewichts erstaunlich viel Komfort bietet. Für anspruchvolle Trails (vor allem Downhill) sind mir die Stollen jedoch etwas zu kurz. Natürlich geht auch das, wenn man sich etwas zurücknimmt, aber der Schuh hat “Speed” im Namen und dann möchte ich mich nicht bei etwas einschränken, was am meisten Spaß macht. In den meisten Fällen gibt es keine Probleme, aber das Gefühl im Hinterkopf nervt, dass der Grip im nächsten Moment eventuell nicht ausreichen könnte. Andere Schuhe haben oft noch kleine Reserven, auch wenn man denkt, dass man bereits am Limit ist. Der Terrex Speed Ultra hat diese nicht. Dennoch, der Schuh läuft sich auf normalen Trails schnell & komfortabel und macht insgesamt richtig Spaß. Vor allem jetzt im Sommer, weil das Obermaterial schön luftig ist und die Außensohle nicht so schnell an ihre Grenzen kommt. Ob schnelle, kurze Trails oder längere Strecken mit unterschiedlichem Untergrund, der Speed Ultra machte eine richtig gute Figur. Wenn da nicht der Preis wäre. Diesen finde ich etwas zu hoch.
PS: Hier noch ein kurze Demonstration meiner kleinen Probleme mit dem Boost-Material, das ich unter dem Punkt “Stabilität” erwähnt hatte. Es dämpft zwar super, aber in Kombination mit dem dünnen Fersenbereich ist die Stabilität in extremeren Situationen nicht immer gegeben.