Ende August bin ich vom Urlaub zurückgekommen. Ich war mit meiner Familie knapp zwei Wochen in Pals. Nein, nicht in der Pfalz, sondern im spanischen Pals, an der Costa Brava gelegen. Im Hinblick auf den Jungfrau Marathon (13.09.) ein Zeitpunkt, an dem es vorbereitungstechnisch nochmal richtig zählt. Vor allem was die nötigen Höhenmeter betrifft. Doch wie sollte das am Meer möglich sein? Ich ging irgendwie davon aus, dass es dort eigentlich nur flach sein kann. Spanien ist ja schließlich nicht Hawaii. Doch bereits auf der Hinfahrt fällt mir auf, wie hügelig es zum Teil ist. Sind vielleicht etwa doch ein paar Höhenmeter drin?
Geplant waren zwei lange Läufe an den Wochenenden und ein paar kürzere Einheiten unter der Woche. Also nicht mehr als sonst auch. Eh schon schwierig genug, sowas im Urlaub unterzubekommen, ohne dass sich die Familie (zurecht) beschwert. Doch bereits der erste Lauf, ein langer an die 30km, verlief anders als geplant. Ursprünglich wollte ich früh morgens starten, um den heißen Temperaturen zu umgehen und rechtzeitig wieder bei Frau & Kindern zu sein. Doch die Hinfahrt mit dem Auto war zu anstrengend, sodass ich nicht aus den Federn kam. Daher konnte ich erst nachmittags los.
Es hatte noch immer warme Temperaturen (27 Grad) und meine Ortsunkenntnis war zusätzlich nicht gerade von Vorteil. Laufsachen an, Trinkrucksack und Handy dabei. Wird schon gutgehen. Bereits auf den ersten Kilometern merkte ich, dass es an der Küste zum Teil auf und ab geht. Ich steuerte gleich den ersten Hügel an und suchte einen Weg nach oben. Dort angekommen traute ich dem Weg irgendwann nicht weiter und entschied mich, zurückzulaufen und den nächsten Hügel zu suchen. Diesen fand ich mit dem Ort „Els Masos de Pals“ auch gleich. Der Aufstieg war etwas mühsam, der Ausblick dafür aber grandios. Toller Blick auf das Meer, aber auch auf das Hinterland. Allerdings war es dort oben auch recht windig, sodass ich mich nicht zu lange aufhielt und mich schon bald auf en Weg nach unten machte. Ich lief noch ein wenig ins Hinterland, doch die Hitze machte mir zu schaffen. Vor allem wenn ich keinen Schatten fand, war es grenzwertig. Und so wurden es am Ende „nur“ knapp 26 Kilometer. Doch die enthaltenen Höhenmeter glichen die zu wenig gelaufene Kilometer aus.
Der zweite lange Lauf führte eine Woche später auf den Montgri, einem kleinen Berg / Hügel (301m ü.NN.) im Hinterland. Dieser ist mir bereits auf der Hinfahrt aufgefallen, da ganz oben ein Kastell steht. Es war schwierig abzuschätzen, wie weit er entfernt war. Per GoogleMaps fand ich dann heraus, dass es knapp 11 Kilometer sein müsssten. Perfekt! Mein Plan war daher: 11km hin, 300Hm hoch, 11km zurück. Nicht in Erfahrung bringen konnte ich, wie lange der Weg nach oben ist. Es musste wohl laut Google einen Wanderweg geben, aber zur Länge fand ich nichts.
Um 6:45 Uhr ging es los. Ich wollte ursprünglich früher loslaufen, doch da war es noch zu dunkel und ich hätte auf dem Weg ins Hinterland sicher Probleme gehabt, mich zu orientieren. Den Weg über das Feld zum Montgri habe ich mir halbwegs von GoogleMaps gemerkt. Dennoch war es nicht einfach zu unterscheiden, was nun ein richtiger Feldweg ist und was nicht. Da ich jedoch den Montgri die ganze Zeit vor Augen hatte, wusste ich, in welche Richtung ich zu laufen hatte. Außer der untererwarteten Begegnung mit einem recht angriffslustigen Zeitgenossen (kleiner Krebs) war der Weg zum Mongri eher langweilig. Dafür war die Vorfreude auf den Aufstieg umso größer.
Am Montgri angekommen, sah ich ein Schild, das zum Wanderweg zeigte. Ganze 43 Minuten soll der Aufstieg für Wanderer dauern. Ich war gespannt, wie lange ich wohl brauchen würde. Direkt vor mir war plötzlich ein anderer Läufer, der ebenfalls zur Festung wollte. So war die Orientierung recht einfach, denn ich hielt mich an seinen Fersen. Der Weg war steinig und wurde mit zunehmender Höhe immer anspruchsvoller. Der Kollege lief mir mit seinen Trailschuhen irgendwann davon. Ich hatte mit meinen Straßenschuhen doch etwas Probleme, einen sicheren Halt zu finden. Plötzlich wurde es so unwegsam und steinig, dass das Ganze schon ein wenig zum Bergsteigen überging. Dabei fielen mir unzählige Käfer auf, die immer mehr wurden. Echt unheimlich. Anfangs konnte ich noch ausweichen, doch irgendwann war dies nicht mehr möglich. Es wäre zudem für mich auch zu gefährlich geworden. Der Weg an sich war schon anspruchsvoll genug.
Ich schlängele mich Stück für Stück nach oben und war echt glücklich, als ich bei der Festung ankam. Nicht, weil ich nicht mehr konnte, sondern weil ich sofort den gigantischen Ausblick sah! Über dem Meer kamen nur vereinzelt Sonnenstrahlen durch die Wolken, was einen tollen Effekt ergab. Und dann noch die 360-Grad-Sicht. Wahnsinn! Ich voller Glücksgefühle. Die Quälerei hat sich mehr als gelohnt. Als ich so um mich schaute, entdeckte ich einen Single-Trail zum benachbarten Hügel. Dieser war so verlockend, dass ich mich sofort auf den Weg machte. Allerdings musste ich nach wenigen Metern feststellen, dass erst einmal Bergabklettern angesagt war. Egal, ich wollte dorthin. Auf dem Gipfel des anderen Hügels angekommen, war es schon cool anzusehen, was man gerade überwunden hatte. Auf dem Rückweg kam ich jedoch vom gekennzeichneten Weg ab und plötzlich stand ich am Steilhang. Ich ging etwas zurück und kletterte vorsichtig nach oben. Von der Festung ging es dann wieder bergab auf Meereshöhe. Mit Trailschuhen hätte ich mehr gewagt und mehr Spaß gehabt, doch auch so machte es echt Laune, wohlwissend, dass ein Fehler fatale Folgen haben könnte. Daher war volle Konzentration angesagt.
Unten angekommen lag der schwierigste Abschnitt vor mir. Der Rückweg. Wenn das Highlight bereits hinter einem liegt, ist es nicht einfach, sich für den Rückweg zu motivieren. Doch das gehört bei einem langen Lauf leider dazu. Ab und zu blickte ich nochmal zurück auf den Montgri und war glücklich, aber auch ein wenig stolz, dass ich mich morgens tatsächlich auf den unbekannten Weg machte und ihn bestieg. Langsam kam die Sonne raus und die Temperaturen gingen hoch. Ohne Trinkrucksack hätte ich Probleme gehabt. Probleme ganz anderer Art bereitete mir mein Darm. Ich habe im Rucksack immer ein Päckchen Taschentücher für den Notfall, der bis dato zum Glück noch nie eingetreten war. Bis dato. Irgendwann waren die Krämpfe zu groß und ich war froh, dass ich mich mitten in der Natur befand. Sowas sollte mir beim Jungfrau Marathon jedoch nicht passieren.
Ich spulte Kilometer für Kilometer runter und war froh, als ich wieder zurück war. Zwar fühlten sich meine Beine noch recht fit an, doch in Summe war ich über vier Stunden unterwegs. Das zehrte an den Kräften. Dusche, Frühstück, Meer. Schön!
Außer den beiden langen Läufen habe ich noch ein paar kürzere Einheiten absolviert, die ebenfalls schön waren. Den letzten Lauf verkürzte ich spontan, da ich meinem Junior den Sonnenaufgang über dem Meer zeigen wollte. So lief ich anstatt zehn nur fünf Kilometer, erlebte dafür aber mit meinem Sohn einen gemeinsamen wunderschönen Moment. Es war die absolut richtige Entscheidung und zudem ein schöner Abschluss des Urlaubes.
Fazit: Ich sammelte im Urlaub deutlich mehr Höhenmeter, als ich im Vorfeld dachte. So gesehen für den Jungfrau Marathon von Vorteil. Allerdings konnte ich nicht so viele Kilometer laufen, wie ich normalerweise in einer Marathonvorbereitung abspulen würde. Aber im Urlaub mit Kindern ist das nunmal so und das ist auch ok. Ich war echt froh, dass ich die langen Kanten durchziehen konnte. Diese sind nämlich elementar. Ob es für den Jungfrau Marathon reicht, wird sich zeigen. Zumindest habe ich mein (derzeit) Möglichstes gegeben und musste einige Opfer bringen. Ich hoffe, ich werde am Samstag belohnt.
Das wird super! Ich bin sicher, du rockst das Ding!
Mit dieser Vorbereitung wird das schon klappen am Jungfrau Marathon. Entscheidend ist, dass man in Wengen nach dem ersten “brutalen” Anstieg (km 30) noch Saft in den Beinen hat damit man sich leicht joggend vorantreiben kann. Viel Spass und Erfolg. Andi
Drücke dir auf jeden Fall die Daumen und wünsche viel Spaß!!!
Im Urlaub kann man wohl (leider) nie das durchziehen was man eigentlich will. Den die Familie ist nunmal das wichtigste! Schön ist es allerdings, dass du so früh aus den Federn gekommen bist um 2 ordentliche Läufe abzuspulen.
Da mache ich mir auch keine Sorgen, dass du den Jungfrau Marathon nicht schaffen solltest!
Laufen im Urlaub. Im Vorfeld denkt man immer, man hätte so viel Zeit und dann merkt man, dass es irgendwie doch schwieriger ist. Same procedure as every year. Deshalb großen Respekt, dass Du zwei lange Läufe untergebracht hast. und viel Erfolg morgen. Ich freue mich auf einen Bericht, denn ich möchte den Jungfraumarathon nächstes Jahr angehen und laufe in der gleichen “Preisklasse” wie Du. ;-)
Das sind ja wunderbare Eindrücke und das Training scheint sich ja gelohnt zu haben. Natürlich muss man etwas Abstriche machen, wenn man Familienzeit hat, aber dafür lief es ja ganz gut.
Vielen Dank für’s Daumendrücken! Hat geholfen. ;-)