Meine Befürchtungen sind wahr geworden. Der “letzte Tanz” findet erst einmal nicht statt. Es stellt sich sogar überhaupt die Frage, ob ich überhaupt nochmal tanzen kann. Aber wie hat es Rio Reiser so schön in seinem Lied gesagt: “Der Traum ist aus. Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird.”. Doch erst einmal von Anfang an. Ich hatte vor einem Monat einen MRT-Termin. Das Ergebnis war alles andere als gut. Der Radiologe diagnostizierte eine zentrale Chondropathie vierten Grades der Kniescheibe. Vierten Grades bedeutet, dass an dieser Stelle kein Knorpel mehr vorhanden ist und Knochen auf Knochen reibt. Wenn ich den Befund richtig lese, dann ist diese Stelle nur 0,5 x 0,3 cm groß. Klingt klein, aber ich weiß nicht, ob das nicht trotzdem graviernd ist. Zumindest sorgt es seit drei Monaten dafür, dass ich nicht laufen kann und auch im Alltag Einschränkungen bzw. Schmerzen habe.
Orthopäde
Nun musste ich noch einen weiteren Monat abwarten, was mein Orthopäde dazu sagt. Zeitnah einen Termin zu bekommen ist nicht ganz so einfach. Wobei, das stimmt nicht ganz. Meine Frau wurde Ende letzten Jahres am Meniskus operiert und hatte deutlich vorher einen Kontrolltermin. Und zwar genau bei dem Arzt, zu dem ich möchte. Sie hätte mit mir getauscht, aber das ging nicht. Wieso? Meine Frau ist privatversichert und ich nicht. Daher kann der Termin nicht getauscht werden. Verstehen muss ich das nicht, weil es ändert sich ja für den Arzt eigentlich nichts. Ich musste mit akuten Beschwerden länger warten, als meine Frau mit einem Kontrolltermin. Interessant wäre es gewesen, wenn er zu mir gesagt hätte, für eine OP wäre es jetzt zu spät oder der Schaden hätte seit Januar zugenommen, weil er nicht rechtzeitig behandelt wurde. Egal. Ich wollte halt zu diesem Orthopäden, weil er Spezialist für Sportverletzungen am Knie, konservative Behandlung und für Knorpelwiederaufbau ist. Im Nachhinein weiß ich nicht, ob sich das Warten gelohnt hat, denn viel schlauer bin ich jetzt nicht. Er hat mir anhand der MRT-Bilder gezeigt, wo dieser Knorpelschaden ist. Er meinte aber auch, dass ich diesen nicht erst seit Januar hätte und sehr groß ist er auch nicht. Es wäre gut möglich, dass ich z.B. als Radfahrer damit gar keine Probleme bekommen hätte. Beim Laufen ist die Belastung jedoch nochmal eine andere und dann war es für das Gelenk irgendwann zu viel. Das steife Gefühl wäre ein Schutzmechanismus des Knies. Man könne dies mit Hyaloronspritzen oder Eigenbluttherapie behandeln. Gut möglich, dass ich auch noch 10-15 Jahre weiter damit laufen kann. Aber er meinte, dass irgendwann dann wohl doch eine OP erforderlich wäre. Er hat mir Physio verschrieben. Hyaloronspritzen habe ich zunächst abgelehnt, weil ich von sehr unterschiedlichen Erfahrungen gehört habe. Ich möchte es erst einmal ohne probieren.
Ursache
Ich frage mich trotzdem, was genau die Ursache war, da die Beschwerden plötzlich und nicht nach und nach kamen. Ich bin damals ganz normal am Wochenende gelaufen. Etwas zügige, aber nicht sonderlich schnelle 14km. Allerdings mit einem relativ neuen Schuh, dem Asics Novablast 3. Den bin ich davor auch schon 2x gelaufen, jedoch nur kürzere Strecken. Ich fühlte mich aber mit dem Schuh sofort wohl. Keine Ahnung, ob er damit was zu tun hat. Zudem laufe ich ja regelmäßig neue Schuhe und bin es gewohnt. Beim Lauf selbst fiel nichts vor. Kein Umknicken, kein Schmerz. Letzteres kam dann aber am nächsten Tag. Und es hält bis heute an.
Ich mache mir bei sowas immer Gedanken, was ansonsten noch anders als sonst war. Seit Anfang des Jahres testete ich ein Nahrungsergänzungsmittel, das gut für Sehnen und Knorpel sein soll. Es ist eigentlich widersprüchlich, dass dies mit meinen Beschwerden zu tun haben könnte. Aber Aminosäuren spielen eine wichtige Rolle im Körper und können viel bewirken. Vielleicht bei mir ein Ungleichgewicht? Ich weiß es nicht, aber seit einem Monat lasse ich die bisher tägliche Einnahme weg und es geht meinem Knie etwas besser. Zufall? Keine Ahnung. Aber der zeitliche Zusammenhang von Einnahme und Beschwerden ist nunmal da. Daher lasse ich das Produkt erst einmal weg.
Was nun?
Eines ist klar. Das Laufen fehlt mir unheimlich und ich kann mir nicht vorstellen, damit aufzuhören. Ich hatte vor einer Woche einen Termin bei einer Physiotherapeutin und sie ist davon überzeugt, dass ich wieder laufen kann. Es gäbe viele Patienten, die einen Knorpelschaden vierten Grades haben und dennoch schmerzfrei ihren Sport weiter ausüben können. Solche Erfahrungen habe ich auch von ein paar Läufern gehört. Es müssen ja nicht mehr unbedingt extreme Trails oder zig Marathons sein. Einfach nur laufen. Ich alleine in der Natur. Mehr brauche ich nicht. Ich wäre zwar gerne noch einmal einen Marathon auf Zeit gelaufen, aber wenn das nicht mehr geht, dann werde ich das verkraften. Wenn alles in Gefahr ist, dann wird man demütig und bescheiden.
Ich werde jetzt erst einmal meine Übungen machen und parallel dazu mit dem Rad fahren, denn das tut mir und meinem Knie gut. Außerdem werde ich wieder auf mein Gewicht achten müssen, denn von meinen ursprünglich abgenommenen 6kg ist nichts mehr übrig. Kein Sport und dazu Frust, das ist für mich eine schlechte Kombination. Klar ist aber auch, dass es für das Kniegelenk mit Sicherheit besser ist, wenn ich weniger wiege und es dadurch weniger belaste.
Sollte es mit den Übungen doch nicht zur Schmerzfreiheit kommen, werde ich mir das mit den Hyaloronspritzen und der Eigenbluttherapie nochmal überlegen. Eventuell ziehe ich dann auch eine OP in Betracht, bevor ich dauerhaft mit Beschwerden leben muss. Aber das ist für mich wirklich der allerletzte Schritt. Bis dahin werde ich alles geben, dass mein Traum doch noch Wirklichkeit wird. Auch wenn mir das ehrlich gesagt nicht immer leicht fällt.
Hi Christian,
das tut mir leid und ich kann es gut nachfühlen. Aber es hört sich auch so an, als wäre es noch zu früh, den Kopf in den Sand zu stecken.
Wenn Radfahren Dir und dem Knie gut tut, hast Du doch zumindest einen kleinen Ersatz fürs Laufen. Und vielleicht holst Du Dir noch eine zweite Meinung ein (Arzt + Physio), die entweder weitere Perspektiven oder einfach nur mehr Klarheit bringt.
Die oberste Priorität sollte ja aber erstmal Schmerzfreiheit im Alltag sein. Ich drücke Dir beide Daumen!
Sportliche Grüße,
Thomas
Hey Christian!
Ja, alles Mist! Ich hatte vor ein paar Jahren mal unerklärliche Stiche in den Waden, wie Muskelfaserriss, aber das kam manchmal dann sogar gegen Ende des Laufs. Hatte ich länger mit zu tun und dann kam die Coronazeit, gleichzeitig mehr Arbeit/Stress und durch die Lauf-Abstinenz dummerweise 13 Kg mehr auf der Waage. Als ich nun kürzlich wieder einsteigen wollte: grottige 7er Pace. Zu guten Zeiten lief ich bei langsamen Läufen eine 6er und konnte noch bei Wettkämpfen unter 5 bleiben. Ich gucke gerade vor mir auf die Medaillen-Wand: zuletzt Mai 2019 einen HM. Du schreibst von den beginnenden Zipplein unter 50: Ich war ja auch erst mit 42 eingestiegen, bin aber nun 62 und damit wird es wirklich immer schwerer sich zu motivieren, zumal ich wieder leistungsmäßig bei meinen damaligen Einstieg bin. Und ja: laufen ist eine Sucht. Wenn man durch irgendwelche Umstände davon abkommt, macht das was mit einem. So träume ich des Öfteren davon, an einem Wettkampf teilzunehmen. Dann läuft man als hätte man Blei an den Füßen, oft dass irgend etwas wichtiges fehlt: Keine Laufuhr, keine Laufklamotten, oder man hat den Start verpasst. Wenn ich dann aufwache, dann bin ich immer froh zu realisieren: es war nur ein Traum! Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du wieder Laufen kannst und es nicht an den Nagel hängen musst. Aber irgendwann wird für uns alle der Tag kommen, wo es dann endgültig nicht mehr geht – ich mag nicht dran denken… Beste Grüße ::Andreas (Sumpfläufer)
Ich drücke dir feste beide Daumen dafür, dass du auch in Zukunft noch deinen Lieblingssport ausüben kannst, Christian! Ich kann nachvollziehen, was in deinem Kopf passiert: meine ähnliche Diagnose + Knie-OP war 2015. Wenn ich deinen Artikel lese, ist alles wieder präsent.
Ich laufe heute immer noch. Anders als damals, aber ich laufe. Also, meine Daumen bleiben für dich gedrückt!
Hi Christian, gute Besserung! Es wäre zu Schade, ausgerechnet bei der natürlichsten Fortbewegung des Menschen zurückstecken zu müssen. Ich hatte zuletzt Achillessehnenentzündung, die mich 3 Monate ausgebremst hatte. Die Beschwerden kamen, nachdem ich über 3 Wochen einen neuen Laufschuh – wunderschön komfortabel – der Marke Hoka gelaufen bin. Nach diversen Problemen mit meinen Füßen bin ich immer mehr der Überzeugung, dass nicht die Bewegung, das Laufen an sich das Problem ist, sondern eher die Schuhe. Sie sind mir entweder zu schmal, zu weich … Letztlich habe ich mit Bandage und täglichen Übungen das Problem allmählich wieder in den Griff bekommen. Die Übungen werde ich auf jeden Fall beibehalten. Ob ich noch mal einen schnellen 10er laufe, weiß ich aktuell noch nicht, aber es läuft zumindest erstmal wieder flüssig und zunächst nur auf festeren Wegen. Und vorsichtig, es soll ja nicht chronisch werden. Dir drücke ich die Daumen, dass du die richtige Therapie für deine Knie findest 👍